Liebes Tagebuch (11): Ein bisschen “Out-of-Area”

Liebes Tagebuch,

da freut sich der Onkel Jung schon so lange auf den heutigen Tag, weil er dann mit viel Tamtam die zukünftige Globalisierungsstrategie deutscher Verteidigungskompetenz vorstellen kann, und dann macht ihm die Wirklichkeit gleich einen dicken Zapfenstreich durch die Rechnung.

Erst veröffentlicht Deutschlands volksnähestes Feuilleton einige Fotos, die vermutlich die Proben einer spektakulären “Hamlet”-Inszenierung in der Regietradition von Hans Neuenfels zeigen. Und schon interessiert sich die mediale Öffentlichkeit nur noch für diesen misslungenen Versuch, Deutschlands Kulturfreiheit am Hindukusch zu verteidigen und nicht dafür, wie das “Instrument einer umfassend angelegten und vorausschauenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik” formerly known as Bundeswehr künftig die “multinationale Zusammenarbeit und Integration” (“Weißbuch”) fördern soll.

Und als wäre das nicht bereits realistische Illustration der “Weißbuch”-Prosa genug, müssen dann auch noch einige Medien ausplaudern, wie die friedenssichernd vor dem Libanon kreuzfahrende kreuzende Bundesmarine von der israelischen Luftwaffe mit Leuchtmunition und Bordkanone am Verhindern von Waffelschmuggel der Hisbollah gehindert wird.

Die neue Rolle als den Weltfrieden Welthandel auch mit militärischen Mitteln sichernder Global Player scheint sich durchaus nicht so problemlos darzustellen, wie es sich Herr Jung vorgestellt hat.

Was aber auch sein Gutes hat: Nach Jahren der geräuschlosen Ausweitung der Kampf- Verteidigungszone ergibt sich so die Gelegenheit, vielleicht doch einmal in Parlament und Öffentlichkeit zu diskutieren, welche Funktion die Bundeswehr eigentlich haben soll …

Denn anscheinend gibt es ebensowenig “Ein bisschen Out-of-Area-Einsatz” wie “Ein bisschen Frieden”.


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