Aus der Literatur für den Fussball lernen…

Mein Favorit für Klagenfurt ist ja leider leer ausgegangen. Stattdessen gab es einen Newcomer-Sieg: Kathrin Passig mit ihrer Erzählung: „Sie befinden sich hier.” Das ist – wie nach Lektüre auch ich befinden muss – völlig verdient. – Dass ihr schrifstellerisches Talent auch und gerade durch ihre Partizipation an der Blogosphäre auffällig wurde, finde ich als Blogosphären-Mitbewohner natürlich umso erfreulicher.

Dass Clemens Meyer aber ganz ohne Preis blieb, ist nur durch grobe Schnitzer der Schiedsrichter zu erklären – wie auch Ijoma Mangold in der Süddeutschen konstatiert:

Man unterstellt ihm zu leichtfertig, es sei vor allem seine ungewöhnlichauthentische Milieukenntnis, mit der er Aufmerksamkeit erzeuge. Dabeiist Meyer, man muss das in aller Klarheit festhalten, ein absoluter Könner, ein souveräner Stilist.

So sensationell Kathrin Passigs Bachmann-Preis für ihren ersten erzählerischen Text ist, halte ich Clemens Meyer dennoch für besseren Schriftsteller. Meyers Texte stehen mehr im Leben, sind formal präziser und eigenständiger – kurz gesagt: „literarischer” als Kathrin Passigs Erzählung, die den journalistischen Hintergrund der Autorin in Stil und Distanz zum Erzählten nicht verbergen kann.

Und was lernen wir daraus für den Fussball? Mit der nötigen Unbekümmertheit können auch Newcomer die “absoluten Könner” aus dem Rennen werfen. Und das ist doch aus deutscher Sicht eine beruhigende Erkenntnis: Denn so gerne ich mit meinem intuitiven WM-Tipp Recht hätte, möchte ich am Freitag nicht als Spielverderber darstehen…


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